Vom Bahnhof Klingenbrunn über den Rachelsteig zum Waldschmidthaus und weiter zum Gipfel. Abstieg auf der Ostseite zum Rachelsee und von da über Parkplatz Gfäll zurück zum Bahnhof.
Der Startpunkt für diese wunderschöne Bergwanderung ist der kleine Wandererparkplatz Flanitzebene etwa 300m hinter dem Bahnhof Klingenbrunn. Nicht zum Bahnhof fahren, sondern dem Straßenverlauf über das Bahngleis folgen und einfach noch ein Stück Richtung Wald (Norden) weiterfahren. Ein großer Vorteil dieser Tour ist, dass man den Ausgangspunkt auch zur Hauptsaison (Mai bis Oktober) zu jeder Tageszeit anfahren kann und nicht auf den Igelbus angewiesen ist.
Der wichtigste Hinweis gleich zu Beginn. Nicht von der extrem übertriebenen Aufstiegszeit von 3 1/4h abschrecken lassen. Wenn du einigermaßen sportlich unterwegs bist, brauchst du nicht mal die Hälfte dieser Zeit. Der Parkplatz Flanitzebene ist Ausgangspunkt vieler weiterer Wanderungen.
Wer aber zum Gipfel will, der muss der Bärlapp (ein Heilkraut) Route folgen. Los geht’s links rein auf den Wanderweg neben der Forststraße (die überlassen wir den eBikern) entlang. Nach 500m geht’s nach links und kurz für 300m auf die Forststraße, bevor es dann rechts auf dem eigentlichen Wanderweg zum Gipfel geht.
Ab jetzt wandert man auf einem schmalen Trail, anfangs noch Waldboden mit vereinzelten Wurzeln, je weiter man an Höhe gewinnt, umso mehr ist der Steig von Steinen und weniger von Wurzeln geprägt. Neben dem schönen Wanderweg selbst, ist es hier vor allem die Flanitz, die den Wanderer in ihren Bann zieht. Das Rauschen des vom Kleinen Rachel herabstürzenden Wildbachs sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre auf diesem Abschnitt der Tour.
Nach den ca. 800m im Flachen, kommt man jetzt auf dem Trail neben der Flanitz mit leichter Steigung langsam auf Betriebstemperatur. Wird auch Zeit, immerhin sind knappe 700hm zu bewältigen.
Schön wär’s, bis zum Gipfel auf diesem Trail entlang des Baches wandern zu können. Ein kurzes Stück Forststraße unterbricht bei km 2.3 das einzigartige Naturerlebnis jedoch abrupt. Es dauert aber nur wenige Minuten bis man wieder auf vernünftigen Untergrund mit dann auch zunehmender Steigung kommt.
Nach der obigen Abbiegung wird’s nochmal etwas steiler, der Trail bleibt weiterhin sehr anspruchsvoll. Die nächsten 15 bis 20 Minuten geht man hier auf einem erdigen und mit Steinen übersäten Weg. Der sanfte Waldboden vom Beginn ist steinigem Geröll gewichen, eine schöne Abwechslung wie ich finde. Die 1000m Marke kommt jetzt näher.
Noch einmal überquert man eine Forststraße und zwar die zum Gfäll Parkplatz. Etwas seltsam erscheint einem die Ausschilderung an dieser Kreuzung, führt doch die Bärlapp Route in gleich drei Richtungen. Unsere Route ist aber eindeutig diejenige, die bergauf geht. In ca. 3 Stunden kommst du auf dieser Tour aber wieder an diesem Wegweiser an. Der Rückweg führt vom 1.7km entfernten Gfäll Parkplatz hier vorbei.
Kleiner Tipp am Rande: Wenn du mal etwas weniger Zeit für den Rachelaufstieg hast, dann starte am Gfäll Parkplatz und geh die 1.7km auf der Forststraße Richtung Klingenbrunn bis du an die oben abgebildete Abzweigung zum Gipfel kommst. Der Aufstieg über den Klingenbrunner Rachelsteig bietet meiner Meinung nach ein deutlich besseres Naturerlebnis, als der direkte Weg vom Gfäll zum Gipfel.
Die Forststraße einfach überqueren und den steilen Anstieg rein in den Wald. Nach 50 weiteren Höhenmetern erreicht man die Emeiriegel Schutzhütte, der perfekte Platz für eine kurze Pause. Eigentlich auch die einzige Gelegenheit sich kurz mal hinzusetzen. Im Gegensatz zu anderen Aufstiegen, findet man auf dieser Route keine einzige Bank bis zum Waldschmidthaus. Also nutze die Schutzhütte.
Stärk dich kurz, denn jetzt geht’s den Klingenbrunner Rachelsteig hinauf. Der macht richtig Spaß! Zum einen wegen seiner abwechslungsreichen Beschaffenheit und zum andern natürlich auch, weil er einem ordentlich was abverlangt. Der Weg ist wieder mehr ein steiniger Waldboden, später geht man fast wie auf einer Steintreppe. Sehr anstrengend, aber deshalb ziehen wir uns die Wanderschuhe ja schließlich auch an.
Bei etwa 1230hm endet die dichte Bewaldung und der Bergwanderer wird für die Anstrengung des Aufstiegs extremst mit ‚Natur pur‘ belohnt. Der Mix aus alten, toten und jungen, nachwachsenden Fichten bietet hier eine wunderbare Wanderkulisse und das Konzert der Vögel gibt einem die Gewissheit, dass hier heroben Flora und Fauna voll im Einklang sind.
100 Höhenmeter wandert man durch die beeindruckende Natur des Nationalparks, bevor der Klingenbrunner Rachelsteig in der Forststraße vom Gfäll rauf endet. Dieser Abschnitt ist früh morgens, wenn einem die ersten Sonnenstrahlen vom Lusen rüber ins Gesicht scheinen, ein ganz besonderes Erlebnis.
Falls du nicht zu früh (vor 8:30 Uhr) losmarschiert bist und die Hütte auch bewirtschaftet ist, dann bist du jetzt auf dem angenehmsten Part der Tour. Die Einkehr im 1360m hoch gelegenen Waldschmidthaus kommt immer näher.
Nach einer ordentlichen Einkehr sollten die letzten, aber sehr steilen 90hm bis zum Gipfel kein Problem mehr darstellen. Fast wie auf einer Treppe steigt man die letzten Meter zum Gipfelkreuz empor. Wichtig ist es, sich gelegentlich mal umzudrehen um die grandiose Aussicht zu genießen.
Der soeben erklommene Gipfel des Großen Rachel ist aber nicht der einzige Höhepunkt dieser Wandertour. Auf der Ostseite geht’s jetzt auf der Auerhahn-Route runter Richtung Rachelsee mit Zwischenstopp an der berühmten Rachelkapelle. Ein Warnschild weist auf einen beschwerlichen Abstieg und die Notwendigkeit von festem Schuhwerk hin.
Der Abstieg zum Gfäll Parkplatz gleicht dem in der Tour 2 beschriebenen Aufstieg. Trotzdem will ich ihn hier mit ein paar Bildern nochmals beschreiben. Belohnt wird man mit dieser Aussicht:
Und diesem klasse Wanderweg:
Erst kurz vor der Abzweigung runter zur Rachelkapelle beginnen die Bäume wieder die Sicht in den Böhmerwald und bei etwas Glück sogar bis in die Alpen zu nehmen.
An der Rachelkapelle stehen zwei Bänke für eine Rast mit grandiosem Ausblick bereit. Von da braucht man nur weitere ca. 20 Minuten runter zum 140m tiefer liegenden See.
Der Abstieg zum See endet an der Gabelung des Weges. Links geht’s zur Felsenkanzel, rechts ist unser Weg entlang der ehemaligen Trift zum 200m entfernten Rachelsee.
Neben der Kapelle, sicher das Highlight dieser Abstiegsroute vom Rachel. Der Anblick des Sees mit dem Gipfel des Großen Rachel dahinter ist was ganz Besonderes wie ich finde.
Vom See aus geht’s nochmal ein Stück bergab auf der Auerhahn-Route. Wichtig ist, nach etwa 10 Minuten an der Abzweigung Richtung Waldhäuser/Lusen geradeaus weiter zu gehen. Auch wenn die Verlockung zur Einkehr in der weniger als einer halben Stunde entfernten Racheldiensthütte groß sein mag und der Blick auf die Forststraße vor einem das Wanderherz nicht gerade höherschlagen lässt.
Aber zum Glück braucht es nach der Überquerung des Seebachs auch wieder nur etwa 10 Minuten bis man die langweilige Forststraße wieder auf den schönen Trail zum Gfäll Parkplatz verlassen kann. Dieser Abschnitt entschädigt für das kurze Stück Forststraße wieder voll und ganz, und das sogar ohne Höhenmeter. Am Parkplatz angekommen, einfach geradeaus weiter auf der dann wieder faden Forststraße Richtung Klingenbrunn. Auf dem 1.7km langen Stück bis zur Abzweigung zum Bahnhof wird einem schnell klar, dass man sich hier in der sogenannten Managementzone des Nationalparks Bayerischer Wald befindet. Total ungewöhnlich und befremdend wirken die hier rumliegenden, gefällten Fichtenstämme. Auch Spuren von schwerem Gerät stört den Wanderer bei der Wahrnehmung der sonst so unberührte Natur am Rachel.
Die Managementzone ist ein Randstreifen des Nationalparks, in dem vom Borkenkäfer befallene Fichten gefällt werden müssen. Damit versucht man das Übergreifen auf privaten Forstbestand einzudämmen. Sicher eine sinnvolle Einrichtung, auch wenn’s beim Wanderer zu eher negativen Impressionen führt.
An der beim Aufstieg schon beschriebenen Weggabelung mit den 3 Bärlapp Routen links die gut 3km bis zum Ausgangspunkt am Parkplatz Flanitzebene zurück. Obwohl du diesen Abschnitt schon rauf gewandert bist, wirkt er beim Runtergehen trotzdem anders, was die letzten 3 Fotos dieser Tour zu verdeutlichen versuchen.
Am Parkplatz angekommen, hast du knapp 20km mit 750hm geschafft und dabei den Gipfel des Großen Rachel, die Rachelkapelle und den Rachelsee gesehen. Respekt!
Fazit: Diese Tour ist für mich die perfekte Kombination von sportlichem Auf- und Abstieg und ein ganz besonderes Naturerlebnis obendrein. Mit Ausnahme des Abschnitts neben der Flanitz gehst du nicht den gleichen Weg rauf und runter. Zudem meidest du die direkte und eher langweilige Verbindung (Forststraße) vom Gipfel zum Gfäll Parkplatz. Probier’s aus!