Von Oberfrauenau den Frauenauer Rachelsteig zum Gipfel und über die Trinkwassertalsperre zurück
Die vierte Tour auf den Rachel, die ich euch hier vorstellen möchte, startet im Landkreis Regen und zwar am Wanderer-Parkplatz in Oberfrauenau. Einfach die Straße von Frauenau nach Oberfrauenau so lange weiterfahren, bis sie endet.
Der Ausgangspunkt liegt auf 750m. Auf den etwa 7km zum Gipfel sind also gut 700hm zurück zu legen. Der Rachelsteig zum Gipfel ist mit einem grünen Dreieck auf weißem Hintergrund bestens ausgeschildert. Vom Parkplatz aus geht’s gleich satte 1.3km auf einer Schotterstraße mit mittlerer Steigung los. Mit Freude biegt man nach 15 Minuten und 100hm endlich rechts auf den Rachelsteig Richtung Waldschmidthaus und Großer Rachel ab. Die Schotterstraße bleibt aber ständiger Begleiter bis ca. 1200hm. Der Steig verläuft oftmals neben ihr bzw. kreuzt sie ein paar mal.
Im Vergleich zur Schotterstraße, wandert es sich auf dem Steig ab jetzt schon deutlich angenehmer. Die Beschaffenheit des Untergrunds (Waldboden mit Wurzeln und Steinen) ändert sich während des Aufstiegs für lange Zeit kaum.
Neben dem recht monotonen Weg habe ich auch eine gewisse „Unordnung“ auf einigen Passagen des Steigs als störend empfunden. An diesen Stellen liegen viele Äste und Bäume neben dem Wanderweg, der Wald wirkt irgendwie unaufgeräumt.
Wenn man als Wanderer viel im Kerngebiet des Nationalparks unterwegs ist, dann merkt man gleich, dass auf den ersten Kilometern dieser Tour, der Mensch den Wald bearbeitet und er (noch) nicht sich selbst überlassen ist.
Bei etwa 1140hm muss man leider nochmals mit der Schotterstraße vorliebnehmen. Allerdings entschädigt der dann mögliche Blick auf den Kleinen Rachel etwas für die Tristesse des Weges. Positiv anzumerken ist, dass man während der ganzen Tour mit einer recht konstanten Steigung zu kämpfen hat und deshalb in einen guten Wanderflow kommt.
Von der Schotterstraße biegt man schließlich links in eine andere Forststraße ab. Aber nach nur wenigen Metern hat’s, nach etwa einer Stunde Aufstieg, ein Ende mit Forstwegen. Jetzt macht der Frauenauer Rachelsteig erst so richtig Spaß. Den Gipfel des Kleinen Rachel vor sich, geht’s rechts rein ins Paradies. Ab hier kommt endlich „Nationalpark-Feeling“ auf.
Auf den knapp 200hm rauf zum Scheitel unterm Gipfel des Kleinen Rachel wandert es sich wie in einer Fichtenschonung, nachwachsende junge Bäume schießen links und rechts des Weges empor. Bei 1365hm passiert man das noch 35m höher gelegene, silber leuchtende Gipfelkreuz des Kleinen Rachel auf seiner Südseite.
Der Wanderweg da rauf gleicht ab etwa 1200hm dem Klingenbrunner Rachelsteig. Er wird immer steiniger, bleibt aber von der Steilheit her recht konstant. Der Mix aus toten und neuen Fichten bietet eine tolle Wanderkulisse.
An dem Scheitelpunkt sind auch die meisten Höhenmeter geschafft und man kann sich auf der Flachetappe zwischen den beiden Rachelgipfeln hin zum Waldschmidthaus etwas ausruhen für den finalen Aufstieg zum Gipfel. Es zieht sich allerdings etwas, die Gipfel sind weiter voneinander entfernt, als man denkt. Auf den ca. 20 min bis zum Waldschmidthaus, taucht etwa in der Mitte, dieser wichtige Wegweiser auf. Bis zu dem wandert man auf dem Rückweg vom Gipfel den Weg wieder zurück.
Dann taucht er endlich auf, der Ort der Einkehr. Nur schade, dass die Hütte bis auf weiteres (Stand: Mai 2020) nicht bewirtschaftet sein wird. Wir bleiben bei unseren Rachel-Touren also Selbstversorger. Bei schönem Wetter ist das auch kein Problem, die Sitzgelegenheiten vorm Waldschmidthaus sind ideal für ein „Picknick auf 1360m“. Sind die Bänke aber nass, dann hat der Rachel leider absolut nichts zu bieten für den Wanderer. Keine Schutzhütte, in der man im Trockenen eine Rast einlegen könnte. Für mich ein unmöglicher Zustand auf dem höchsten Gipfel des Nationalparks!
Aber jetzt noch schnell die „Steintreppe“ rauf zum Gipfelkreuz. In 10min sind auch die letzten 90hm geschafft und du hast dein erstes Ziel dieser Tour erreicht. Nach der anschließenden, verdienten Einkehr beim Waldschmidthaus, geht’s dann auch schon wieder runter ins Tal, zur Trinkwassertalsperre Frauenau.
Dieses Panoramabild zeigt die unglaubliche Schönheit des Rachels zwischen seinen beiden Gipfeln. Bei gutem Wetter und guter Sicht fällt der Abstieg wirklich schwer, gerne würde man hier noch länger verweilen.
An dem oben schon erwähnten Wegweiser folgt man nun dem Siebenstern (Primelblume) Symbol. Der Wanderweg runter zur Talsperre und dann weiter zum Parkplatz in Oberfrauenau zieht sich etwas, ist aber wie alle Wanderwege im Nationalpark bestens ausgeschildert.
Das Plateau zwischen den Gipfeln bietet schon einen kleinen Vorgeschmack auf das Naturerlebnis beim Abstieg an der Ostseite des Kleinen Rachel. Besonders am späten Nachmittag, wenn die Sonne von Westen reinscheint, bieten sich dem Wanderer ein absolut grandioses Naturerlebnis.
Bis auf etwa 1100hm runter findet man hier den meiner Meinung nach schönsten und anspruchsvollsten Wanderweg im Bayerischen Wald. Auf dem sehr schmalen Trail ist wirklich alles geboten, was das Wanderherz begehrt. Steine, Felsen, Wasserläufe, an einer Stelle ist sogar ein Stahlseil an einem Fels zur Sicherung angebracht.
Und dann noch die super Aussicht in das Tal, in dem der Kleine Regen entspringt. In Zwiesel vereint sich der Fluss dann mit seinem Großen Bruder und begibt sich auf seinen Weg zur Donau nach Regensburg.
Es macht wirklich richtig Spaß da runter zu wandern. Neben dem Ausblick ist das in erster Linie dem Trail selbst geschuldet. Statt mit Worten, will ich ihn mit den folgenden sechs Bildern würdigen.
Ziemlich abrupt endet dieses Eldorado für Wanderer dann aber bei etwa 1100hm. Von da an muss dann leider noch ein recht weiter Weg zum Ausgangspunkt der Tour zurückgelegt werden. Die Hälft des Weges marschiert man dabei auf Schotterpiste, die andere Hälfte am Ufer des Sees.
Wobei die paar Kilometer am Stausee entlang auch ihren Reiz bieten. Ist halt wegen der fehlenden Höhenmeter mehr ein Spaziergang, als eine Bergwanderung.
Am Damm der Trinkwassertalsperre angekommen, sind es nochmal knapp 2 km bis zum Parkplatz, es zieht sich… aber nach etwa 5Stunden sind die 18.5km und 750hm dieser anspruchsvollen Racheltour geschafft.
Auch wenn es sich beim Rückweg zum Parkplatz am Ende recht zieht und trotz der vielen Schotterstraßen ist diese Tour wirklich zu empfehlen. Das liegt vorallem an der „Umwanderung“ des Kleinen Rachel. Der Wanderweg und die Natur in dieser Gegend sind einzigartig. Überzeugt euch selbst!